Im April 2023 erhielt unsere Kollegin Larissa Böck aus Mindelheim die Einladung zu einem Fachgespräch im Bayerischen Landtag. Eingeladen wurde sie vom Sozialausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie zum Thema „Situation der Pflegefamilien in Bayern“.
Neben unserer Context e.V.-Kollegin waren noch weitere Sachverständige geladen, um die Fragen des Sozialausschusses zur Situation von Pflegefamilien in Bayern zu beantworten. Für den Verein Pflege- und Adoptivfamilien in Bayern e.V. (PFAD) nahmen Elke Brehm-Kröning (stellvertretende Vorsitzendes des PFAD Landesverbandes) und Alwine Höckmair (PFAD Ortsverband Augsburg) teil. Für das Amt für Jugend und Familie Dachau waren Isabella Brähler und Steffi Weinhold als Sachverständige mit dabei. Außerdem war Dr. Harald Britze, stellvertretender Leiter des Bayerischen Landesjugendamtes im Zentrum Bayern, Familie und Soziales, der Einladung des Sozialausschusses gefolgt.
Nachdem Doris Rauscher (Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie) das Fachgespräch eröffnet hatte, begann der Austausch zu diesem wichtigen Thema. In einer Eingangsrunde stellten die Sachverständigen sich und ihre relevantesten Punkte vor. Darauffolgend wurden die Fragen zum Pflegekinderwesen aus der Runde der Abgeordneten aufgenommen, welche dann gesammelt an die Sachverständigen zurückgegeben wurden.
Dabei bildete sich ein vielschichtiger Dialog heraus, den uns unsere Kollegin Larissa Böck, die als Sachverständige dabei war, wie folgt zusammengefasst hat:
Ein erster bedeutsamer Aspekt war die Thematik der Rentenpunkte für Pflegefamilien. Pflegefamilien erhalten derzeit keine Pflegepunkte, wie es dagegen etwa bei pflegenden Angehörigen der Fall ist.
Die Abgeordneten stellten darüber hinaus eine Reihe von Fragen zu Unterstützungsangeboten für Familien, zum Alltag von Pflegefamilien und zu spezifischeren Themen, wie etwa Rückführung oder Besuchskontakte.
Auch das Thema der „verpflichtenden“ Schulungsangebote für Pflegeeltern wurde diskutiert. Alwine Höckmair (PFAD) setzte sich zum Beispiel dafür ein, dass alle Pflegeeltern gut qualifiziert und vorbereitet in ihre anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe starten sollten. Auch weiterführende Angebote wurden diskutiert sowie die Frage, ob eine verpflichtende Teilnahme an Weiterbildungstagen sinnvoll sein könnte.
Des Öfteren kehrte das Gespräch zu einem zentralen Problem im Pflegekinderwesen in Bayern zurück: dem Mangel an Pflegefamilien, die ein Kind bei sich aufnehmen können. Wenn die Auswahl an Pflegepersonen begrenzt ist, gestaltet es sich um so schwieriger, eine gute Passung zwischen dem Kind und der Pflegefamilie herzustellen.
Begründet wurde dieser Mangel unter anderem mit der häufigen Berufstätigkeit beider Elternteile, aber vor allem mit dem dringenden Bedarf, das Engagement von Pflegefamilien stärker anzuerkennen und weiter aufzuwerten. Erschwerend käme ein sogenannter „Behördendschungel“, vor allem bei zusätzlichem Förderbedarf des Kindes und bei Unsicherheit im Umgang mit der Herkunftsfamilie, hinzu.
Einig waren sich alle Beteiligten darüber, dass Kinder, die in einer Familie aufwachsen können, die Chance auf korrigierende Beziehungserfahrungen und stabile Bindungen bekommen. Das macht den Einsatz der Pflegefamilien zu einer gesellschaftlich höchst wichtigen Aufgabe.
Die Fachkräfte von Context e.V. freuen sich sehr, dass beim Fachgespräch im Sozialausschuss das Context e.V.- Konzept vorgestellt werden konnte. Denn Context e.V. sucht, schult, berät und begleitet Menschen, die eine Erziehungsstellenfamilie nach § 33 Satz 2 SGB VIII werden möchten.
Diese Hilfeform fällt, wie die klassische Pflegefamilie, unter den § 33 SGB VIII der Vollzeitpflege für Kinder und Jugendliche. Der Unterschied liegt im höheren Bedarf der Kinder, weshalb regelmäßig zusätzliche fachliche Beratung und Begleitung der Familie durch einen Träger stattfindet.
Für uns von Context e.V. war es besonders wichtig, im Sozialausschuss auf die beziehungsorientierte Arbeit hinzuweisen, die den Kern des Konzeptes bildet. Wir begleiten unsere Familien und Kinder langfristig. So kann eine stabile Bindung zwischen Fachberatung, Familie und dem Kind als Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander entstehen. Auch bei Besuchskontakten und in Krisen sind wir stets an der Seite unserer Familien.
Insgesamt konnten wir in unserer Arbeit eine Zunahme von Kindern mit besonderen Bedürfnissen beobachten, für die ein Zuhause gesucht wird. Durch die umfangreiche Betreuung unserer pädagogischen, psychologischen und/oder therapeutischen Fachkräfte wollen wir in Zukunft auch Familien in Bayern professionelle Unterstützung zukommen lassen.
Das eineinhalbstündige Gespräch bot eine gute Gelegenheit, den Austausch zwischen Politik und pädagogischer Arbeit zu intensivieren. Es war definitiv ein Erlebnis wert, das Maximilianeum von innen zu erleben und politisch mitwirken zu dürfen. Wir bedanken uns für das Interesse an unserer Arbeit und an unserem Konzept, für den regen Austausch mit den Abgeordneten und den weiteren Sachverständigen sowie für den sehr freundlichen Empfang im Landtag.
Seite Mitte letzten Jahres gibt es Context e.V. auch in Bayern. In der Stadt Mindelheim im Unterallgäu haben wir unser erstes Büro in Context-Grün eingerichtet. Seitdem ist Context e.V. auch für Familien in Süddeutschland besser erreichbar, welche Erziehungsstelle nach 33 Satz 2 SGB VIII werden möchten.
Hier finden Sie den Bericht des Bayrischen Landtags zum Fachgespräch.
Sie möchten wissen, was es bedeutet, eine Erziehungsstellenfamilien bei Context e.V zu sein?
26. November 2024
21. August 2024