Die Qualifizierung von Erziehungsstellen ist ein Prozess. Aus unserer täglichen Arbeit mit Erziehungsstellenfamilien wissen wir, dass sich Menschen auf ihrem Weg zu dieser Aufgabe nach und nach mit dem Thema vertraut machen und sich viele Informationen vorab wünschen. Diesen Weg begleiten wir und betrachten jede Information als einen Schritt in Richtung Qualifikation. Dabei gibt es bestimmte Fragen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit an der einen oder anderen Stelle auftauchen.
Menschen, die mit dem Gedanken spielen, ein Erziehungsstellenkind/Pflegekind aufzunehmen haben viele Fragen und machen sich Schritt für Schritt mit dem Thema bekannt. Wichtige und wiederkehrende Fragen sind u.a.:
Alle diese Fragen gilt es auf dem Weg zur Erziehungsstelle zu beantworten. Denn wer als Erziehungsstelle einem Kind ein neues Zuhause geben möchte, sollte sich vorab ausgiebig informieren. Für uns beginnt mit einer guten Information bereits die Qualifizierung von Erziehungsstellen. Dafür setzen wir uns aktiv ein und bieten Interessierten verschiedene Möglichkeiten an – angefangen bei ersten unverbindlichen Informationsgesprächen bis hin zu Hausbesuchen. Auch im Vorbereitungsseminar für potenzielle Erziehungsstellenfamilien werden zahlreiche aufkommende Fragen geklärt. Besonders der Austausch mit bereits erfahrenen Erziehungsstelleneltern ist bei den Teilnehmenden beliebt. Dazu weiter unten mehr.
Bei anhaltendem Interesse erfolgt bei Context e.V. ein Hausbesuch, verbunden mit einem sehr persönlichen Gespräch. Hier werden konkrete Fragen sowie individuelle Wünsche und Sorgen thematisiert. Ebenso wird die Motivation, ein Kind im eigenen Haushalt aufzunehmen, erörtert. Auch wenn man sich zu diesem Zeitpunkt in keiner klassischen Schulungssituation befindet, tragen alle Gespräche zur Vorbereitung auf die Aufnahme eines Kindes bei. Oft entstehen weiterführende Fragen, je tiefer man in das Thema einsteigt. Manchmal werden an dieser Stelle bereits persönliche Ressourcen oder Grenzen entdeckt.
Unsere Erfahrung hat gezeigt: Je besser potenzielle Erziehungsstelleneltern informiert sind, desto besser kann die Hilfe gelingen. Auf lange Sicht helfen eine transparente Information, eine intensive Vorbereitung und eine gute Qualifikation dabei, Abbrüche der Maßnahmen seitens der Erziehungsstelleneltern zu vermindern und eine langfristige sichere Bindung für die Kinder zu ermöglichen.
Unabhängig davon, für welchen Träger man sich entscheidet, empfehlen wir Interessierten auf jeden Fall, ausführlich miteinander ins Gespräch zu gehen. Jeder Träger arbeitet anders und die Zusammenarbeit kann schnell sehr intensiv werden. Eine vertrauensvolle Basis ist aus unserer Sicht eine unabdingbare Voraussetzung für ein dauerhaftes Miteinander. Und das sollte in jedem Fall das Ziel sein – für das Kind und für die zukünftige Erziehungsstellenfamilie.
Unabhängig von der Vorerfahrung und der (pädagogischen) Ausbildung werden die interessierten potenziellen Erziehungsstellen zu unserer Seminarreihe „Erziehungsstelle werden!“ eingeladen. Diese mehrteilige Seminarreihe ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit mit Erziehungsstellenfamilien und ist seit Jahren als Bildungsangebot durch den TÜV-Nord zertifiziert. So können wir für alle Teilnehmenden eine gleichbleibende und hohe Qualität gewährleisten, die wir jährlich zusätzlich von außen durch den TÜV prüfen und regelmäßig rezertifizieren lassen.
Inhalte der verschiedenen Module sind u.a. die Ressourcen der Erziehungsstellen, die Bedeutsamkeit der Herkunftsfamilie, der Weg des Kindes bis zum Einzug in die Erziehungsstellenfamilie, Bindung und Bindungsstörungen, Traumata und Verhaltensbesonderheiten sowie der Umgang damit, die Zusammenarbeit mit dem Träger, das Kindeswohl und dessen Gefährdung sowie rechtliche Aspekte für Erziehungsstellenfamilien. Zum Abschluss erfolgt eine Reflexion der Inhalte der Seminarreihe. Nach der Absolvierung aller Module erhalten die zukünftigen Erziehungsstelleneltern ein Zertifikat über die Teilnahme.
Neben der Vermittlung von theoretischem Wissen haben auch zahlreiche Praxisbeispiele ihren festen Platz in diesen Seminaren. Zudem berichten erfahrene Erziehungsstelleneltern über ihren Familienalltag und stellen sich den Fragen der zukünftigen Eltern.
Die Seminarreihe findet bei Context e.V. mehrmals im Jahr statt. Wichtig ist uns, dass eine Schulungsgruppe gemeinsam startet und bis zum Ende der Schulung zusammenbleibt. Oft beschäftigen die Teilnehmenden sehr persönliche Fragen, die durch ein gutes Vertrauensverhältnis in der Gruppe getragen werden. Dafür wollen wir einen sicheren Rahmen schaffen.
Während der vorbereitenden Seminarreihe lernen sich sehr unterschiedliche Menschen kennen. Paare mit und ohne Erziehungserfahrung treffen auf Einzelpersonen und Mehrgenerationenfamilien. Sie alle eint, dass sie das gleiche Ziel verfolgen: Jede Familie möchte einem Kind, das es in der Vergangenheit nicht leicht hatte, ein liebevolles und sicheres Zuhause geben. Als Träger regen wir die Teilnehmenden zur Vernetzung miteinander an, damit sich die unterschiedlichen Familien kennenlernen, in den Austausch gehen und über die Seminarreihe hinaus miteinander in Kontakt bleiben. Der Erfahrungsaustausch untereinander bietet die Möglichkeit, das Gehörte zu vertiefen und von den Erfahrungen der anderen zu profitieren. Auch als Träger bieten wir mehrmals im Jahr Elternkreise zu festen Terminen an, an denen unsere Erziehungsstelleneltern teilnehmen können, um Gleichgesinnte zu treffen.
Durch eine engmaschige Begleitung der Anbahnungsphase (Zeit vom ersten Kennenlernen des Kindes bis zu seinem Einzug) und die darauffolgende regelmäßige Fachberatung in den Erziehungsstellenfamilien, werden die Inhalte des Vorbereitungsseminars vertieft. Nun gilt es, das Gelernte und Gehörte auszuprobieren und umzusetzen. Da jedes Kind und jede Familie anders sind, unterstützen unsere Fachberater:innen dabei, das Wissen aus den Seminaren anzuwenden und individuell anzupassen. Ziel ist, dass es dem Erziehungsstellenkind, aber auch allen Mitgliedern der aufnehmenden Familie gut geht und alle miteinander zufrieden und glücklich sind.
Jede Erziehungsstellenfamilie sammelt mit ihrem Erziehungsstellenkind eigene Erfahrungen und wird so zum Experten des Kindes: Was braucht das Kind? Was braucht es nicht? Wer kann das Kind in einer herausfordernden Situation besonders gut unterstützen? etc.
Hierbei sind der enge Austausch, die regelmäßige Reflexion und bei Bedarf die fachlichen Impulse durch die Fachberatung hilfreich. Die Erziehungsstellenfamilie entwickelt so einen sehr individuellen Umgang miteinander, um dem Erziehungsstellenkind auf Dauer ein sicheres Zuhause zu sein.
Neben der eigenen Fachberatung stehen allen Context-Familien weitere Expert:innen des Context e.V. Teams zur Verfügung, welche u.a. in regelmäßig stattfindenden Fortbildungsveranstaltungen oder im Erziehungsstellen-Elternkreis ihr Wissen zur Verfügung stellen und vermitteln. Darüber hinaus bieten wir als Träger unterschiedliche Netzwerkveranstaltungen zum Austausch unter Gleichgesinnten an – vom Familienkreis bis zum Treff für queere Erziehungsstellen bzw. Regenbogenfamilien. Die Qualifizierung von Erziehungsstellen fängt für uns daher mit der ersten Information an und hört niemals auf.
Detaillierte Informationen über unser TÜV-zertifiziertes Vorbereitungsseminar finden Sie hier.
Schulung zur Erziehungsstellenfamilie
Die nächsten anstehenden Seminar- und Fortbildungstermine finden Sie in unserem Kalender.
Sie können sich vorstellen auch eine Erziehungsstellenfamilie zu werden? Mehr über den Weg zur Erziehungsstelle erfahren Sie hier.
26. November 2024
21. August 2024