Regenbogenfamilien als Erziehungsstellen- und Pflegefamilien

Ein Zuhause für alle Kinder

Regenbogenfamilien geben bei Context e.V. als Erziehungsstellenfamilien Kindern ein liebevolles Zuhause.

Die Gesamtheit unserer Erziehungsstellenfamilien ist so vielfältig und bunt wie das Leben – und nicht zuletzt so vielfältig und bunt, wie die Kinder selbst, für die wir ein liebevolles Zuhause suchen. Für uns ist Familie da, wo Menschen füreinander einstehen und sich gegenseitig unterstützen. Regenbogenfamilien und queere Familien sind daher ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Familienverständnisses. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder in einem liebevollen Zuhause aufwachsen und dort Sicherheit und Geborgenheit erfahren können. Ob ein Kind mit zwei Müttern, zwei Vätern oder in einer anderen Familienkonstellation aufwächst, ist dafür unerheblich.

Queere Familien – eine Bereicherung

Queere Familien bringen oft wertvolle Erfahrungen mit. Sie haben sich früh mit Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Erwartungen auseinandergesetzt und wissen, was es heißt, „anders“ zu sein. Diese Erfahrung kann besonders hilfreich sein für Pflege- und Erziehungsstellenkinder, die ebenfalls ihren Platz in der Gesellschaft noch finden müssen.

Warum sind Regenbogenfamilien wichtig als Erziehungsstellenfamilien?

Kinder, die in Regenbogenfamilien groß werden, lernen früh, dass Vielfalt normal ist. Es ist nicht entscheidend, ob sie von zwei Vätern oder zwei Müttern großgezogen werden.

Manchmal kann die Konstellation von zwei Müttern für ein Erziehungsstellenkind mit Gewalterfahrungen von Seiten des leiblichen Vaters geradezu entlastend und weniger bedrohlich wirken – und selbstverständlich im umgekehrten Fall genauso das Zusammenleben mit zwei Vätern diesbezüglich hilfreich sein. Ausschlaggebend für ein gesundes Aufwachsen ist das uneingeschränkte angenommen Sein im Zuhören, Verstehen, Gehaltenwerden sowie das Erfahren sicherer Bindungen und die altersgerechte Unterstützung von Selbstwirksamkeit.

Familie ist mehr als Mutter-Vater-Kind

Familien sind und waren schon immer mehr als Mutter-Vater-Kind und jedes Kind, das z.B. nur ein Elternteil hat oder bei der Oma groß wird, wurde und wird unter Umständen heute noch mitleidig angesehen, weil dieses Aufwachsen als defizitär betrachtet wird. Ein anderer Blickwinkel wäre, sich zusammen mit dem Kind zu freuen, dass es eine so wunderbare Oma hat, die ihm Liebe, Geborgenheit und ein stabiles Bindungsangebot ermöglicht.

Persönliche Ressourcen und Stärken von Erziehungsstelleneltern

Familienstand, Religion, Herkunft und sexuelle Orientierung entscheiden nicht über die Eignung als Erziehungsstellenfamilie. Wer ein Kind aufnehmen möchte, sollte jedoch geduldig, empathisch und reflektiert sein. Offenheit, Kooperations- und Lernbereitschaft sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen. Erziehungsstellen- und auch Pflegefamilien sind „öffentliche Familien“, die regelmäßig mit verschiedenen Institutionen und Beteiligten zusammenarbeiten müssen. Beispielhaft dafür sind das Jugendamt, wir als Träger und die Sorgeberechtigten zu nennen – letzteres können ein Vormund/eine Vormundin oder die leiblichen Eltern des Kindes sein.

Herausforderungen für Regenbogenfamilien

Viele Regenbogenfamilien stehen im Alltag immer noch vor zusätzlichen Herausforderungen und es bedarf mehr Aufklärung über das Aufwachsen von Kindern in unterschiedlichen Familienkonstellationen – sowohl mit leiblichen als auch mit nicht leiblichen Kindern.

Regenbogenfamilien in Kindergarten und Schule

Kinder in Regenbogenfamilien haben oft außerhalb ihrer Familien, beispielsweise in Kindergärten oder Schulen, mit Vorurteilen und Unwissenheit zu kämpfen. Dabei geht es nicht unbedingt um die anderen Kinder, die Fragen stellen, sondern darum, dass das Thema vom Fachpersonal nicht sensibel aufgegriffen wird.

Ein gutes Beispiel dafür ist das jährliche Zelebrieren und Basteln für den Muttertag.

Was ist, wenn ein Kind zwei Mütter oder keine Mutter hat? Was ist, wenn die Mutter hoch dysfunktional ist und dem Kind suggeriert wird, dass trotzdem jede Mutter beschenkt werden muss? Kindergärten oder Grundschulen haben darauf häufig (noch) keine Antworten. Das gilt nicht nur für Regenbogenfamilien, sondern auch für viele andere Familienkonstellationen.

Drei Mütter und ein Vater?

Darüber hinaus können sich Fragen stellen, wie sich etwa zwei Erziehungsstellenväter / -mütter vom Kind nennen lassen – wie werden die leiblichen Eltern dann genannt? Wie schaffen wir eine Selbstverständlichkeit dafür, dass ein Kind vielleicht drei Mütter und einen Vater oder drei Väter und eine Mutter hat? Und wie bringen wir die frohe Botschaft in die Institutionen, die mit dem Kind zu tun haben?

Kinderbücher für Regenbogenfamilien und viele andere Familienmodelle

Wir empfehlen daher unseren (Regenbogen-)Familien, solche Themen unbedingt zu Hause mit ihren Erziehungsstellenkindern zu besprechen und tun dies auch selbst in unserer pädagogischen Arbeit mit den Kindern. Zur Unterstützung gibt es mittlerweile viele Kinderbücher zum Thema, wie beispielsweise „Familie ist bunt“ oder „Alles Familie“, in denen viele verschiedene Familienmodelle abgebildet sind.

Chancen für Regenbogenfamilien

Regenbogenfamilien, die offen leben und sich den Fragen des Alltags stellen, helfen nicht nur ihren (Erziehungsstellen-)Kindern im Umgang mit Klischees und Vorurteilen, sondern auch der Gesellschaft, verschiedene Familienmodelle als selbstverständlich anzuerkennen. Kinder aus Regenbogenfamilien erleben, dass Familie vielfältig ist und dass ihre Familienkonstellation genauso wertvoll ist wie jede andere.

Unterstützung durch Context e.V.

Context e.V. begleitet alle seine Erziehungsstellenfamilien umfassend. Unsere Aufgabe ist es, die Erziehungsstellenfamilien zu beraten, zu qualifizieren und an vielen Stellen zu entlasten, damit sie sich ganz auf ihr Familienleben konzentrieren können.

Einladung zum Austausch

Um Fragen zu klären und Erfahrungen auszutauschen, laden wir alle unsere Familien regelmäßig zu Fortbildungen und zu Eltern- und Familienkreisen ein. Darüber hinaus gibt es aktuell zweimal im Jahr ein queeres Familientreffen. Hier erleben die Kinder, dass sie nicht die einzigen sind, die in einer Regenbogen-Erziehungsstellenfamilie aufwachsen, und lernen dort andere Familien in ähnlichen Konstellationen kennen. Auch Familien mit queeren Kindern sind herzlich willkommen und alle, die sich als queer bezeichnen und das bunte Leben in seiner Vielfalt mitleben, lieben und unterstützen!

Fazit

Jede Familie, die ein Kind liebevoll aufnimmt, ihm ein sicheres Zuhause, Geborgenheit und stabile Beziehungen bietet, ist eine gute Familie. Alle unsere Erziehungsstellenfamilien sind in ihrer Art besonders und werden individuell durch uns in ihrem Prozess begleitet und auf ihrem Weg unterstützt.

Queere Erziehungsstellenfamilie werden

Externe Beiträge über unsere Arbeit mit queeren Erziehungsstellenfamilien finden Interessierte hier – Pressestimmen.

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